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Schwangerschaftsbegleitung

Die Schwangerschaft ist eine Zeit größter Veränderungen und verlangt Anpassungsfähigkeit in körperlichen und seelischen Bereich. Die Frau ist gefordert, sich auf die Situation als werdende Mutter einzustellen und ihr Selbstbild der sich fast täglich wandelnden Realität anzugleichen.
Es ist eine Zeit, die das Nach-Innen-Spüren unterstützt, zum eigenen Körper und zum Kind. Vom Organismus kommen deutlichere Signale als sonst, die zeigen, was zuträglich ist und was nicht. Somit bietet sich eine gute Gelegenheit zu lernen, auf die Botschaften des eigenen Körpers zu lauschen.

Der Wunsch nach außen zu gehen reduziert sich mit fortschreitender Schwangerschaft meist von selbst, entsprechend der geringeren Belastbarkeit.

Der Organismus passt sich den Bedürfnissen des wachsenden Kindes im Mutterleib an:

  • Der Blutkreislauf stellt sich um und nimmt das Ungeborene in die Versorgung auf, die Gesamtblutmenge erhöht sich.
  • Atemvolumen und -rhythmus verändern sich entsprechend.
  • Die Organe im Bauchraum und das Zwerchfell müssen ihren Platz neu finden. Das hat Auswirkung auf die Verdauung und das Atmen.
  • Durch die Gewichtszunahme vor allem im Bauchbereich verändert sich die Statik. Es gilt eine ganz neue Haltung zu finden.
  • Gelenksverbindungen lockern sich, um dem Kind mehr Platz zur Verfügung stellen zu können. Dadurch wird längeres Stehen beschwerlich.
  • Darüber hinaus geschehen viele weitere Veränderungen, die alle für das ungestörte Wachstum des Kindes sorgen und den Körper der Frau auf die Geburt vorbereiten.

Seelisch erfährt die Frau unter positiven Umständen eine tiefe Öffnung zum Ungeborenen hin und ein neues Erleben von Sinn. Die Partnerschaft erfährt eine neue Wertigkeit, die Lebensplanung muss oft geändert oder angepasst werden, und die eigene Rolle in der Gesellschaft verändert sich.

Die Schwangerschaft bringt auch Ängste mit sich. Themen sind u. a. die Gesundheit des Kindes, die Bewältigung von Geburtsschmerzen und die Lebensumstellung nach der Geburt. Es ist eine Phase der Vorbereitung, der Wandlung und des Abschiedes. Nach der Geburt des Babys ist die Frau ihrem Kind oft auf eine Weise verbunden, die keiner anderen Beziehung gleicht, und sie wird sich selbst anders erleben.

Was ist nun in dieser Zeit hilfreich? Wesentlich sind vor allm die Verfeinerung der Selbstwahrnehmung und die Bereitschaft, die körpereigenen Signale ernst zu nehmen. Dazu gehören auch das Üben des Zulassens des Atems in seinem natürlichen Rhythmus und das Erlernen des bewussten Entspannens. Günstig ist ein möglichst frühzeitiger Beginn des Übens, weil das Kind anfangs körperlich noch nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, und dadurch die eigenen Impulse besser wahrnehmbar sind.

Entwicklung der Rückenkraft ist zentral. Sie bietet die nötige Ressource für eine neue Statik und Haltung; Bewusstmachung des Beckenbereiches mit dem Beckenboden und seinen Bewegungsmöglichkeiten ergänzt sie.

Die Erschließung der Atemräume bietet weitere wirkungsvolle Hilfen: der untere Raum beherbergt das Kind und unterstützt die Erdung, der mittlere Raum sorgt für die Verankerung in der eigenen Mitte und stellt gemeinsam mit dem oberen Raum neue Weite zur Verfügung. Der Einsatz der Stimme im Tönen hilft dabei und spricht auch den seelischen Bereich mit an.

Text: Hannah Rausch, Erstveröffentlichung in: Atem und Bewegung, Theorie und 111 Übungen von Norbert Faller, Verlag: Springer; Auflage: 2. Aufl. 2009 (11. Mai 2009), ISBN-10: 3211094563, ISBN-13: 978-3211094563